Ein weiteres Schreiben an eine Versicherung
Als
Beitrag zu meinen Stilblüten aus Versicherungsschreiben mailte
mir jemand untenstehenden Brief. Dieser Jemand beschwört, es
handele sich um einen "echten" Brief an die SUVA
(Schweizerische Unfall Versicherungs Anstalt). Inwieweit dies
zutrifft, vermochte ich natürlich nicht zu beurteilen. Mit dem
Kommentar "Echt oder nicht, lesenswert ist der Schrieb
allemal!" veröffentlichte ich den Brief auf meiner Seite.
Einige Wochen später erreichte mich die Mail eines freundlichen
Zeitgenossen, der mich in dankenswerter Weise darauf hinwies,
daß der Brief gar nicht echt sein kann, da er die selbe
Geschichte wie ein irischer Folksong erzählt.
Da der Satz "lesenswert ist der Schrieb allemal" für
mich weiterhin gilt, möchte ich Ihnen diesen nicht vorenthalten:
In
Beantwortung Ihrer Bitte um zusätzliche Informationen möchte
ich Ihnen folgendes mitteilen: Bei Frage 3 des Unfallberichtes
habe ich "ungeplantes Handeln" als Ursache meines
Unfalls angegeben. Sie baten mich dies genauer zu beschreiben,
was ich hiermit tun möchte.
Ich bin von Beruf Dachdecker. Am Tag des Unfalles arbeitete ich
allein auf dem Dach eines sechsstöckigen Neubaus. Als ich mit
meiner Arbeit fertig war, hatte ich etwa 250kg Ziegel übrig. Da
ich sie nicht die Treppe hinunter tragen wollte, entschied ich
mich dafür, sie in einer Tonne an der Aussenseite des Gebäudes
hinunterzulassen, die an einem Seil befestigt war, das über eine
Rolle lief.
Ich band also das Seil unten auf der Erde fest, ging auf das Dach
und belud die Tonne. Dann ging ich wieder nach unten und band das
Seil los. Ich hielt es fest, um die 250kg Ziegel langsam
herunterzulassen.
Wenn Sie in Frage 11 des Unfallbericht-Formulars nachlesen,
werden Sie feststellen, dass mein damaliges Körpergewicht etwa
75kg betrug. Da ich sehr überrascht war, als ich plötzlich den
Boden unter den Füssen verlor und aufwärts gezogen wurde,
verlor ich meine Geistesgegenwart und vergass das Seil
loszulassen. Ich glaube ich muss hier nicht sagen, dass ich mit
immer grösserer Geschwindigkeit am Gebäude hinauf gezogen
wurde.
Etwa im Bereich des dritten Stockes traf ich die Tonne, die von
oben kam. Dies erklärt den Schädelbruch und das gebrochene
Schlüsselbein. Nur geringfügig abgebremst setzte ich meinen
Aufstieg fort und hielt nicht an, bevor die Finger meiner Hand
mit den vorderen Fingergliedern in die Rolle gequetscht waren.
Glücklicherweise behielt ich meine Geistesgegenwart und hielt
mich trotz des Schmerzes mit aller Kraft am Seil fest. Jedoch
schlug die Tonne etwa zur gleichen Zeit unten auf dem Boden auf
und der Boden sprang aus der Tonne heraus. Ohne das Gewicht der
Ziegel wog die Tonne nun etwa 25kg.
Ich beziehe mich an dieser Stelle wieder auf mein in Frage 11
angegebenes Körpergewicht von 75kg. Wie Sie sich vorstellen
können, begann ich nun einen schnellen Abstieg. In der Höhe des
dritten Stockes traf ich wieder auf die von unten kommende Tonne.
Daraus ergaben sich die beiden gebrochenen Knöchel und die
Abschürfungen an meinen Beinen und meinem Unterleib. Der
Zusammenstoss mit der Tonne verzögerte meinen Fall, so dass
meine Verletzungen beim Aufprall auf dem Ziegelhaufen gering
ausfielen und so brach ich mir nur drei Wirbel.(....)