Der Brief von Helmut Kohl
Bei einer Ausstellung zum Thema "Geschichte des Ruhrgebiets" Mitte der 90er Jahre im Gasometer Oberhausen begegnete mir folgendes Dokument.
Am 26.2.1992
schrieben die ausländischen Interessenvertreter des Bergwerks
Hugo in Gelsenkirchen-Buer an den damaligen Bundeskanzler Helmuth
Kohl. Sie waren in Sorge über Äußerungen des Kanzlers, nach
denen die schwierige Lage der deutschen Stahlindustrie, die als
Folge auch den Steinkohlenbergbau in Mitleidenschaft zog, den
selbstregulierenden Kräften des freien Marktes überlassen
werden sollte. Den dadurch drohenden weiteren Anstieg der hohen
Arbeitslosigkeit sahen sie in Verbindung mit einer wachsenden
Ausländerfeindlichkeit und erinnerten in diesem Zusammenhang an
die gewalttätigen Ereignisse in Hoyerswerda, Rostock, Mölln,
Hünxe und anderen Städten.
Sie forderten Hemut Kohl auf, mit Äußerungen in der
Öffentlichkeit den Ausländern in Deutschland ihre Sorgen zu
nehmen und Wege für ein friedliches Nebeneinander bei
Vollbeschäftigung zu garantieren.
Über ein Jahr ließ der Bundeskanzler nichts von sich hören. Am
18.3.1993 schließlich traf ein dreiseitiger Formbrief des
Bundeskanzleramtes in Gelsenkirchen ein, der adressiert war an
"Herrn Hugo Bergwerk, Brössweg 34, 4650
Gelsenkirchen": Folgerichtig begann der Brief auch mit der
Anrede "Sehr geehrter Herr Bergwerk,..."